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Rana Matloub x Sophia Schneider-Esleben
Hommage 7 - "Der größte gemeinsame Nenner"

Sophia Schneider-Esleben und die Bildende Künstlerin Rana Matloub wurden 2014 über die Kasseler Kunstszene vorgestellt, seitdem verbindet sie eine Freundschaft, die nun mit der nachhaltigen Sommer Kollektion „Hommage 7“ in eine Kooperation mündet.

 

Auf der Suche nach einem geeigneten Kunstwerk im Atelier von Rana Matloub fiel SSE eine Broschüre auf, auf dem das Beton-Monument „Der größte gemeinsame Nenner“ abgebildet ist, zu sehen im Skulpturenpark vom Syker Vorwerk.

 

Die künstlerische Arbeit besteht aus immer gleichen Elementen, zwischen denen sich in den Zwischenräumen Formen ergeben. Rana Matloub ist in Bagdad geboren und im Alter von 15 Jahren nach Deutschland gekommen. Arabesken haben sie schon immer fasziniert, besonders dieses klassische Muster, das auf besonderen Gebäuden wie Moscheen, Museen und Kirchen häufig vorkommt. Zwischen den Elementen ergibt sich ein arabischer Stern und ein Kreuz. Rana Matloub sieht darin die Fragedanach, wie sich Ost und West verbinden, wie ein Leben zwischen den Welten und friedliche Koexistenz möglich sind. Das Muster hat sie schon mehrfach variiert: als Fragment mit 7 Betonelementen, mit zerbrochenen Betonelementen und dann im Skulpturenpark als Monument in Beton 20x20 Meter.

 

Für den Stoffdruck und die Kollektion hat Rana Matloub das Ornament angepasst und variiert: Durch Überlagerungen entstehen neue Formen in den Zwischenräumen. Geprägte Formen werden transzendiert, Neues entsteht.

 

Die Farbwahl war schnell klar, Blau wie das Ischtar-Tor, Lila und Rot unterstreichen die Weiblichkeit und Leuchtkraft dieser sehr femininen Kollektion.

Für die Zusammenarbeit entschied sich Sophia Schneider-Esleben für einen fließenden BioBambus Stoff, gewebt und gedruckt mit wasserbasierter Farbe in Polen, produziert von Frauen in Litauen. Die Knöpfe aus Steinnuss werden in FFM hergestellt, Etiketten in Sachsen. Die Kollektion besticht durch elegante Formen und raffinierte Linienführung, bestehend aus weiten Hemdkleidern, Kimonos, Blusen, Tops, Hosen und Röcken, inspiriert durch unterschiedliche Kulturen.Die Schnittführung ist BusinessCassual approved und gleichzeitig sehr festive.

 


Rana Matloub - Gedanken zur Künstlerischen Arbeit
Es geht mir bei der Arbeit mit „Der größte gemeinsame Nenner“ um Diversität. Das vorgefundene orientalische Ornament habe ich immer wieder in unterschiedlicher Weise variiert.

 

Toleranz ist zerbrechlich. Toleranz ist oft begrenzt und wird verhandelt. Die Situation der Minderheiten ist nie perfekt (auch nicht in Deutschland). Was wollen wir in Deutschland für eine Situation?

 

Das ursprüngliche Muster beschreibt eine ziemlich statische Ordnung. Diese Ordnung damals war ambivalent. Das Muster kann auch als Gitter fungieren, auch architektonisch, und so war diese Ordnungauch ein Gefängnis. Ein Gefängnis, das gewisse, begrenzte Freiräume eröffnete.


In meiner ersten Verarbeitung arbeitete ich mit Fragmenten, die sich zur Seite hin in die Weite öffnen. Eine zweite Variante war die bröckelnde und zerstörte Ordnung. Teile gehen kaputt. Das bezog sich 2017 einerseits auf die Situation im Irak, andererseits auch damals schon auf andere Länder. Heute
denkt man auch an die Welt insgesamt, bzw. denke ich an die Welt insgesamt, wenn ich die Arbeitwieder sehe.


Eine andere Variante findet sich jetzt auf der Kleidung: Die Muster verschieben sich, die definierten Zwischenräume lösen sich auf, es entstehen andere Formen. Ein Spiel mit den Formen und Identitäten kann beginnen. Ein Teil der Fläche ist weiterhin mit dem alten Muster gefüllt, andere Flächen verändern
sich. Es ist nicht nur Spiel, nur Freiheit. Wie viel Neues wollen wir, wie viel Neues können wir vertragen?

 

Das Spiel setze ich nun fort, mit einem Satz von ca. 70 Bauklötzen in Form der einzelnen Elemente des Ornamentes. Aus diesen Elementen werde ich für den Eröffnungsabend Skulpturen bauen, die während der Modenschau von den Models und nach der Modenschau von den Besucher:innen spielerisch
verändert werden können.


Die Besucher:innen sind eingeladen, eigene Muster zu erfinden und auch dreidimensional zu bauen. Ein Spiel mit der Architektur der Identitäten und Kulturen. Neue Muster entstehen. Dieses Spiel stehtmetaphorisch für das Spiel mit den Grundelementen unserer Tradition, das wir als Menschen immer spielen.


Das Muster ist außerdem von Stefan Kemna als Schmuck hergestellt worden. Dabei geht es mir darum, bewusst auf der Grenze zwischen Schmuck und Kunst zu arbeiten. Die Besucher:innen haben Gelegenheit, Kunst nicht nur an die Wand zu hängen, sondern auch in die Welt zu tragen.


Muster wie dieses werden auch als Arabesken bezeichnet. Es sind geometrische nicht-gegenständlicheZeichnungen, die aus Linien bestehen, deren Verlauf sich immer wieder wiederholt. Zwischen den Linien entstehen regelmäßig Muster. Viele Arabesken sind wesentlich komplexer als dieses. Die Muster fallen
ins Auge als einzelne Elemente, eigentlich sind aber alle miteinander verbunden. Die Arabesken stehen für die komplexen Muster hinter der Welt, wie wir sie sehen. Wir sehen einzelne Ereignisse und einzelne Menschen, in Wirklichkeit aber hängt alles miteinander zusammen. Die durchgehenden Linien und deren Form erkennen wir meist nicht.


Solche Muster sind in der arabischen Welt eine wesentliche Form des künstlerischen Ausdrucks. Das hängt mit dem Bilderverbot zusammen, aber auch mit der weiten Entwicklung der Mathematik. Was geschieht, wenn Muster unterbrochen werden?

 

 

Über Rana Matloub


Bildende Künstlerin, lehrt seit 2017 an der Uni Erfurt, Fachgebiet Kunst. Rana Matloub hat in Dortmund und Kassel Bildende Kunst studiert. Ihr Ausgangspunkt ist die Zeichnung, deren Möglichkeiten sie immer wieder erweitert, und Zeichnungen sind oft Teil ihrer meist ortsbezogenen Installationen. Audio, Video, Skulptur und Performance gehören ebenso zu ihren Arbeitsformen. Rana Matloub thematisiert in ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder Identitäten, Miteinander, Integration, Diversität, Gewalt und ihre Verarbeitung, Flucht und Migration, Religion in ihrer Kraft und Ambivalenz, Macht und Ohnmacht.
www.rana-matloub.de

 

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